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Gedankenquarantäne

Schlaflos 1/3
Durch die Coronavirus-Pandemie sind offensichtlich viele bisher unsichtbaren Dinge, wie mit einer Lupe betrachtet, sichtbar geworden. Schattenhafte Ängste, die uns große Fragen aufdrängen. Was ist uns da geschehen? Was bedeutet uns Freiheit? Was verstehen wir unter Würde? Und letztendlich, welche Erkenntnisse wollen wir daraus ziehen?
Gedankenquarantäne

Durch die Coronavirus-Pandemie sind offensichtlich viele bisher unsichtbare Dinge, wie mit einer Lupe betrachtet, sichtbar geworden.

Was mich am meisten irritiert, ist, wie wir alle kollektiv über die Bedeutung von „Freiheit“ begonnen haben zu grübeln. Was Freiheit bedeutet, darüber sind seither plötzlich völlig unterschiedliche Meinungen zu vernehmen. Haben die Corona-Einschränkungen unsere Freiheit zum Ziel gehabt oder waren sie eine Bedrohung dieser?

Irgendwie irritierend! – Geht es hier um etwas viel Grundsätzlicheres?

Hat sich nicht jede:r einzelne in der gesamten Gesellschaft unvermittelt mit Fragen beschäftigt, wie: „Was bedeutet Leben?“, „Was ist mir eigentlich am wichtigsten?“ und „In was für einer Gesellschaft möchte ich leben?“.

Womöglich sind es schattenhafte Ängste, die uns zu solchen Fragen animierten. – Womöglich die Angst vor der Zukunft, die Angst vor dem Tod? Aber offensichtlich gab es auch andere Gründe dafür.

Ich möchte mir Zeit nehmen und darüber nachdenken.

Über das, was hier womöglich Großes passiert ist. Über das, was bis hierher geschehen ist. Über das, was ich gerne ändern würde, zumindest für mich persönlich und mein engeres Umfeld. –
Wie sich herausstellte, ein durch und durch verflochtener Denkprozess.

Nicht alles, was war, ist ja schlecht gewesen. Wir konnten ja in der Tat hautnah auch ganz positive Erfahrungen machen, neue Andeutungen von Solidarität und Gemeinsamkeit spüren.

Zwar fühlte sich jeder während der Lockdowns alleine, aber es ging eben darum, andere Menschen zu schützen. So prägte diese Zeit zwar eine Angst vor der Zukunft, aber andererseits gab es auch eine offensichtliche Chance, die Dinge wirklich anzupacken und zu ändern.

Denn das Coronavirus ist doch schließlich menschengemacht. Entstanden, weil wir den Tieren zu nahe gekommen sind und sie massenhaft als Nutztiere halten und töten. Weil es Menschen gibt, die für Profit zu allem fähig sind. Und weil die meisten Menschen ihre Augen vor der Zukunft verschließen und sich dafür nicht verantwortlich fühlen.

Für mich ist klar geworden, dass ich mittlerweile solches Verhalten als nicht normal empfinde. Ist uns das Coronavirus nicht Warnung genug?

Ich möchte die Augen nicht mehr vor der Zukunft verschließen. Ich möchte mich beteiligen an der Erhaltung eines lebenswerten Planeten Erde und an einem lebenswerten Miteinander.

Mich überfluten facettenreiche Gefühle, die ich mit diesen Essays in Wort, Bild und Klang mit den mir möglichen Ausdrucksformen in meine Welt übertragen will.

„Was passiert, ist passiert.“, sagt man. Aber das Coronavirus und der Zustand unserer Natur und Umwelt, dies alles hängt zusammen. Es ist uns kein Rätsel mehr. Es ist kein unvermeidbares Unglück, das uns hier widerfahren ist. Wir können hier durchaus den Zusammenhang verstehen. Wir Menschen haben dieses Problem selbst herbeigeführt.

Manchmal frage ich mich: „Wie kannst du noch schlafen?“ Ich habe Angst. Es muss etwas geschehen!

Denk doch nach! Wo wird uns unser Handeln hinführen? Vielleicht sollten wir zuerst einmal zwei Schritte zurück gehen!

Unsere Gedanken benötigen Abstand, eine Quarantäne, eine von uns selbst freiwillig gewählte Isolation. Damit wir einen anderen Blickwinkel erhalten … Denn unsere Gedanken sind offensichtlich infiziert. Unser Verstand ist von einem Virus befallen.
Er lässt uns langsam vergessen. Bis wir uns selbst nicht wiedererkennen.

Das Coronavirus hat viel Unheil in die Welt gebracht. Schlimme Dinge sind passiert, die ein Zurück in die Welt von Früher unmöglich machen.
Manche Erfahrung hat uns gestärkt, unsere Denkprozesse immunisiert.
Anderes ist uns verloren gegangen, ... einige Einstellungen und einige Werte.

Besonders schlimm war diese Zeit für die Menschen, die während der Pandemie einsam verstorben sind. Oft ungewollt von diesem unsichtbaren Virus befallen …

Diesen widme ich meine Gedankenquarantäne. Noch bin ich schlaflos. Ich hoffe, bald wieder fest schlafen zu können …


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