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Lauf, mein kleines Schweinchen. Lauf!

Die Stille auf dem Teller

Die Stille auf dem Teller 4/8
Tiere sind uns Menschen ähnlicher, als wir vermuten. Sie fühlen, sie denken, sie lieben.
Lauf, mein kleines Schweinchen. Lauf!

Lauf, mein kleines Schweinchen. Lauf!

Hast du das ständig geradeaus rennende kleine Schweinchen gesehen?
Wenn du aus dem Fenster deines fahrenden Autos schaust und etwas an dir vorbeizieht – WUSCH, dann ist das das rennende kleine Schweinchen.
WUSCH... Hast du’s gesehen?!

Dies ist die Geschichte dieses rennenden Schweinchens.

Ihr ganzes Leben lang ist meine Mutter immer nur auf dem Boden gelegen.
Sie hat mir immer wieder gesagt:
„Wenn du die Chance hast, dann renne los. Auch wenn du nicht weißt, was Rennen ist, weil du gefangen bist.
Aber: du kannst rennen!“
„Hast du die Chance, dann renne! Du kannst rennen! Auch wenn du noch nie gerannt bist.“
„Renne entlang des offenen Himmels und des duftenden Geruchs der Erde.“

Doch eines Tages war die Stimme meiner Mutter nicht mehr zu hören.
Dort wo sie immer lag, gab es jetzt eine leere Fläche.
Doch in meinem Kopf konnte ich ihre Stimme weiterhin hören.

Eines Tages gelang es mir, mich aus meiner Gefangenschaft zu befreien.
Aus einem fahrenden LKW konnte ich mich mit einem kräftigen Tritt durch ein Loch eines kaputten Metallgatters zwängen und auf den Asphalt springen.
Meine Mutter hatte immer gesagt:

"Hast du die Chance, dann renne! Du kannst rennen!
Auch wenn du noch nie gerannt bist."
"Die Stille auf dem Teller" von Suug

Genau! Das war dieser Moment.
Die Wunde, die ich mir auf dem Asphalt zugestoßen hatte, konnte mich nicht davon abhalten.
Ich bin einfach losgerannt,
ich bin einfach gerannt,
ich bin einfach immerzu gerannt.

Da ist der Geruch der Erde, da ist der Himmel. Das ist die Welt.

Ich bin einfach losgerannt,
ich bin einfach gerannt,
ich bin einfach immerzu gerannt.

Es ist die Stimme meiner Mutter:
Renne! Du kannst rennen;
Renne! Du kannst rennen!

Ich bin einfach losgerannt,
ich bin einfach gerannt,
ich bin einfach immerzu gerannt.

Da ist der Geruch der Erde, da ist der Himmel. Das ist die Welt.
Das ist genau die Welt, GRUNZ, GRUNZ!

1 Sekunde, 2 Sekunden, 3 Sekunden,
1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten.
Das ist mein Leben, GRUNZ, GRUNZ!

Wenn jemand das Gefühl hat, losrennen zu müssen,
dann könnte es am Schinken im Hamburger liegen, den er gegessen hat.
Denn dieses rennende kleine Schweinchen, es rannte und rannte, bis es wieder eingefangen wurde und schließlich mit seinen Erinnerungen an ein paar Minütchen Freiheit in einem Schinken verschwand.

Im Moment seines Todes konnte die Seele des kleinen Schweinchens nicht in den Himmel wechseln.
So rennt es weiterhin entlang des offenen Himmels
und des duftenden Geruchs der Erde.

Renne! Du kannst rennen;
Renne! Du kannst rennen!
"Die Stille auf dem Teller" von Suug

Die warmherzige Stimme seiner Muter verharrt in seinem Ohr.
Er folgt ihr nur noch.

Hast du das ständig geradeaus rennende kleine Schweinchen gesehen?
Wenn du aus dem Fenster deines fahrenden Autos schaust und etwas an dir vorbeizieht – WUSCH, dann ist das das rennende kleine Schweinchen.
WUSCH... Hast du’s gesehen?!
Jetzt siehst du’s!

Renne! Du kannst rennen;
Renne! Du kannst rennen!
"Die Stille auf dem Teller" von Suug
  • Gefördert durch:

    Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien


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