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Der Tanz des Plankton

Die Stille auf dem Teller

Die Stille auf dem Teller 1/8
Tiere sind uns Menschen ähnlicher, als wir vermuten. Sie fühlen, sie denken, sie lieben.
Der Tanz des Plankton

Der Tanz des Plankton

Es ist ganz natürlich, dass man von Dingen, die nicht sichtbar sind, meint, dass sie nicht existieren.
Aber wenn ich mir das so durch Kopf gehen lasse, drängt sich mir die Frage auf: „Ist das nicht bloß eine Sichtweise von uns Menschen?“.

Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich die durch ein Mikroskop beobachtete spektakulären Bewegungen von Plankton sehe.
Seither irre ich mehr und mehr hin und her zwischen dem, was ich nicht weiß, und dem, was ich nicht sehen kann. Währenddessen bewegen sich hinter meinen Augen allerlei Gedanken, die meine Neugier wecken.
Klar, das soll nicht heißen, dass man alles Offensichtliche auch wahrnimmt.

Zwischen dem, was man mit den Augen sieht, und dem, was man mit dem Herz denkt, dazwischen gibt es eine Art Brücke, die beides verbindet – meinst du nicht auch?
Womöglich baut jeder Mensch, aber auch jedes mit Augen ausgestattete Tier zwischen seinen Augen und seinem Herzen eine eigene Art Brücke.
„Nicht sehen, aber so tun als ob,
sehen, aber nichts wahrnehmen,
nur glauben, was man sieht ...“
Erfahrungen und Umwelt lassen die Übertragung zwischen Auge und Herz sehr unterschiedlich ausfallen.
Diese Brücken können sehr verschieden sein.

Sichtbar oder unsichtbar,
groß oder winzig,
das ist alles doch ziemlich relativ.
Mir ist es zu dürftig, die Dinge in solch eine Ordnung bringen zu wollen.
Wir können mit Hilfe von Werkzeugen unsere Fähigkeiten erweitern, vom Mikroskop, das das winzige Plankton beobachtet, bis hin zum Teleskop, mit dem man das ganze Universum sehen kann.
Wenn ich mir als gewöhnliches Wesen hinter meinen klimperkleinen Augen diese Entwicklung der menschlichen Sehkraft vorstelle, sehe ich winzig kleine elektrische Frequenzen aus den vibrierenden Faltungen meines Gehirns in die Unendlichkeit des Universum außerhalb schießen.

In solchen Momenten bewundere ich den menschlichen Forschungsdrang.

Doch wenn ich selbst so die Welt betrachte, scheint mir diese „Großartigkeit“ des Menschen zu schrumpfen, angesichts des klitzekleinen Eckchens im Universum, das wir betrachten können.
Und ich erkenne, dass unser Erdball nur ein winziges Sandkörnchen im Universum ist.
Mein Kopf nickt vor sich hin.
Gleich wieviel wir nach und nach von der Welt sehen lernen, im Verhältnis zur Großartigkeit des Universums, sind es doch nur kleine Fortschritte, richtig?

Als warte er auf etwas, blinkt in meinem Kopf ein Schalter auf: OK!
Ja! Je mehr ich mir meiner eigenen Winzigkeit bewusst werde, desto kleiner erscheint mir die Bedeutung und der Wert meines eigenen Lebens. Gleichzeitig sehe ich die Dinge immer klarer.

Parallel zu diesen Grübeleien drängen sich mir weitere Gedankenzusammenhänge auf. Ich spüre, vor mir liegt die Zukunft und eine bis jetzt nicht gesehene unbekannte Welt, die mir schon immer hätte zugänglich sein können.
Irgendwie, wenn ich mir in meinem Kopf die Luft, den Atem, die Seele oder andere solcher außerhalb körperlicher Wahrnehmung liegende und mit Augen nicht erfassbare Dinge vorstelle, erscheinen sie mir nicht so verlockend oder in bunten Farben, sondern eher wie ein fehlentwickeltes Vintage-Foto. Es geht mir ganz gegenteilig, wenn ich an das Universum denke.
Vielleicht liegt dies auch nur an Nachklängen, tief aus der Vergangenheit, die uns Menschen unsere Grenzen aufzeigen?

Nach dem Tod wandeln unsere Seelen noch eine Weile schwebend umher.
"Die Stille auf dem Teller" von Suug

Unerwartet drängen blecherne Geräusche aus meiner Kindheit in mein Ohr. Damals ... in einem kleinen Stadtviertel einer atemberaubend rasch wachsen Stadt im Osten des asiatischen Kontinents: Ich blicke auf letzte Erinnerungen an das ferne Geräusch einer schamanistischen Zeremonie zur Besänftigung der Seele eines Verstorbenen.

Eigentlich war ich gar nicht nahe dran, da ich so Angst hatte. Obwohl ich die Klänge der metallenen Gongs nur von sehr weit weg hören konnte, fürchtete ich mich sehr. Es sollte auch den Kopf eines toten Schweins dabei gegeben haben, hatte ich gehört ...
Damals war das eine gewöhnliche traditionelle Zeremonie und ich erinnere mich daran lebendiger als an den erst kürzlich gesehenen 3D-Virtual-Reality-Film im Kino.

Ähnliche Szenen kann man heute noch in Afrika oder Australien bei traditionell lebenden Stämmen beobachten. Obwohl ich nicht daran glaube, aber weil ich solch‘ eine Erfahrung gemacht habe, hat sich in meinem Kopf das folgende Bild eingebrannt: Nach dem Tod wandeln unsere Seelen noch eine Weile schwebend umher. Besonders trifft das die Seelen derer, die „unverschuldet“ zu Tode gekommen sind. Ihre Seelen können den Tod nicht akzeptieren und so wandeln sie ruhelos schwebend in der Welt umher. Ich habe von vielen solcher wandelnden Seelen gehört.

Könnte sein, dass solche Zeremonien ihren Sinn in der Spiegelung von uns selbst und von unserer Schuld gegenüber der Seele der Verstorbenen haben ...

Zur Hälfte aus Sehnsucht nach der Fantasiewelt der Kindheit, zur anderen Hälfte aus Neugierde darüber, was sich noch hinter dem Begriff der Seele versteckt, frage ich mich naiv in einer Ecke meines Herzens: „Könnte es sein, dass Seelen tatsächlich durch unsere Welt schweben?“

Nach diesen Überlegungen kommen mir Gedanken über die Bedeutung des Seins nach dem Tod. Es bebt in einer Ecke meines Herzens. Die Gedanken schicken mir lebhaft elektrische Frequenzen, die sich ständig zwischen meinen Augen und meinem Herzen hin und her bewegen.
Diese versteckte Welt zwischen Augen und Herz!
Unterwegs warten bekannte und unbekannte Geschichten.

Ein paar meiner Geschichten möchte ich hier erzählen.
Die Tür zu diesen Geschichten ist nicht das „Wie“, sondern das „Wieso“. – Ich halte die Tür einen Spalt offen.

"Könnte es sein, dass Seelen tatsächlich durch unsere Welt schweben?"
"Die Stille auf dem Teller" von Suug




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